Hírek, események |
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Lenka Křupková: Fremde und Exoten in der tschechischen Musik – zwischen Anziehung und Abstoßung. Eine Studie tschechischer Fremd- und Selbstbilder anhand einiger Beispiele Bartók terem, 2019. árilis 25. csütörtök, 10 óra |
Mit fremden außereuropäischen Kulturen, mit Menschen anderen Aussehens und anderen Glaubens haben die Tschechen nur relativ wenige eigene Erfahrungen. Tschechien gehört trotz offener innereuropäischer Grenzen, trotz zunehmender globaler Mobilität und trotz der aktuellen Migrationswelle zu den national und ethnisch sehr homogenen Ländern.
Neben einer nicht immer nur latent xenophoben Haltung gibt es in Tschechien geradezu paranoid ausgeprägte Ängste dieser zahlenmäßig eher kleinen Nation vor den Entscheidungen größerer Nationen, denen sie sich unterzuordnen hat. Dies sind zwei das kulturelle Profil der tschechischen Nation mitprägenden komplementäre Faktoren, die jeweils im Zusammenhang miteinander erklärt werden müssen. Der Schlüssel dazu liegt vor allem in der tschechischen Geschichte, die reich an Augenblicken und Epochen nationaler Misserfolge, Demütigungen und Frustrationen ist (die Schlacht am Weißen Berg 1620, die gewaltsame Rekatholisierung, 300 Jahre unter Habsburg – „die Zeit der Finsternis“, der „Münchner Verrat“, die Unterdrückung des „Prager Frühling“ und die Besetzung der Tschechoslowakei und weitere nationale Traumata). Aber nicht immer wurde die Begegnung mit der Welt jenseits der politischen und sprachlichen Grenzen als Bedrohung des tschechischen Volkes. Der Kontakt mit fremden Kulturen half den Tschechen, wie anderen Nationen auch, ihren Egozentrismus und Ethnozentrismus zu mäßigen und sich selbst einen Spiegel vorzuhalten. Ähnlich wie in anderen europäischen Musikkulturen der Romantik bedienten sich auch die tschechischen Komponisten in ihren Werken der exotischen Fremdheit mit Vorliebe als Inspirationsquelle für Handlungsentwürfe und ihre musikalische Verarbeitung. Das Fremde, Neue und Unbekannte zieht seine Beobachter an und stößt sie gleichzeitig ab. In diesem Beitrag versuche ich Beispiele in der tschechischen Musik dafür zu finden wie die Fremdwahrnehmung in ihrer Ambivalenz zum Thema wird: als Faszination, aber auch als Angst und Gefühl der Bedrohung durch das Fremde. Die Erfahrung der Ambivalenz des Fremden ist sicher nicht auf Tschechien beschränkt. Weltweit ist das Fremde Projektionsfläche von Wünschen und Ängsten, Gegenstand von Phantasie und Verdrängung. Ähnliche Motive könnten wir auch in einer Reihe weiterer Kunstwerke unterschiedlicher Provenienz finden. Im Falle der kleinen Nationen wird das Fremde allerdings in der Konstellation konkreter historischer Situationen behandelt und aus der Perspektive ihrer überlieferten Interpretationen.